Um einer schon immer relevanten, aber nie ausreichend beachteten Thematik gerechter zu werden, haben wir Anfang 2022 unsere Bookings analysiert, und sind zu einem jetzt nicht wirklich überraschenden, aber dennoch erschreckenden Ergebnis gekommen. Die Auswertung der Bookings für das vergangene Jahr ergab, dass lediglich 16,3% der extern gebuchten Künstleri:nnen vermeintlich nicht cis männlich waren. Das Geschlecht – ob cis oder nicht – war nie ein Kriterium für ein Booking. Doch damit machten wir es uns ein wenig zu einfach. Es ist recht easy sich nicht mit einem gesellschaftlichen Problem auseinanderzusetzen, wenn die Mehrheit, nämlich knapp 93%, offensichtlich nicht betroffen zu sein scheint. Wir hatten bezüglich der Diversität offensichtlich nicht den nötigen Fokus darauf, diese auch von uns selbst einzufordern, und sie damit innerhalb der Szene auch entsprechend zu fördern. Mit Diversität kein Problem zu haben ist nicht genug – zumindest nicht, wenn man einen Club betreibt. Clubs sind zentraler Dreh- und Angelpunkt für unterschiedliche Charaktere, verschiedene Geschlechter, Glaubensrichtungen, Herkünfte, und und und – wo, wenn nicht dort? Wir können nicht weiterhin „nehmen was angeboten wird“, obwohl wir schon immer den Anspruch hatten, allen Menschen die gleichen Chancen zu bieten. Diesem Anspruch sind wir definitiv nicht ausreichend gerecht geworden. Für die Mehrheit ist es einfach sich zu zeigen und Angebote für sich zu beanspruchen – weil sie den vorherrschenden gesellschaftlichen Normen entsprechen. Weil sie nirgendwo anecken. Weil man es eben so kennt. Aber es gibt eben auch Menschen, die sich aufgrund ihrer zahlenmäßigen Minderheit nach wie vor missverstanden, und nicht selten sogar diskriminiert werden. Wir können nicht erwarten, dass jene von sich aus lautstark gezielt Plattformen fordern, wenn deren geschlechtliche Diversität schon in der Zivilgesellschaft nur mit Murren und Knurren angenommen wird. Und das ist noch der beste Fall. Es reicht nicht das Frau und Herr in einem Kontaktformular durch ein Divers zu ergänzen – Diversität muss nicht nur bürokratisch der Weg geebnet, sondern sie gelebt, gefördert und angehört werden. Und das muss zweifelsohne vorrangig in Clubs geschehen. Clubs stehen für Weltoffenheit, Gleichberechtigung, politische und gesellschaftliche Bildung, öffnen Bewusstsein für sonst oft unbeachtete Themen, und sind eben mitnichten nur Orte zum Feiern, Ballern und Betrinken. Wir haben also einen ganz klaren Auftrag hier entsprechende Freiräume zu schaffen.
Unser erklärtes Ziel für 2022 war es, den Anteil an extern gebuchten nicht cis-male Künstler:innen signifikant zu steigern. Im besten Fall 50/50. Leicht war das sicherlich nicht – über Jahre, oder gar Jahrzehnte, war die Dj-Szene eine „Männerdomäne“, FLINTA* Artists eher die Ausnahme. Die Zeiten haben sich zwar geändert, immer mehr FLINTA* Artists sind oder werden als Djs aktiv, trotzdem sind die Roster der Agenturen größtenteils cis-male dominiert. Gerade letzteres ist eine Herausforderung, die sich jedoch selbst mit den besten Konzepten nicht kurzfristig bewältigen lässt. Es ist schlichtweg nicht möglich den Anteil an FLINTA* Artists zu erhöhen, nur weil man das unbedingt will. Was aber möglich ist, sind niedrigschwellige Angebote und ein neu ausgerichteter Fokus. Auf letzteren haben wir besonders geachtet, und konnten so den Anteil der extern gebuchten FLINTA* Artists auf 47,0% steigern.
Dj-Kurs für FLINTA* Artists
- Vorstellung der vier populärsten Dj-Techniken
(Vinyl, Digital, Volldigital, Live Arrangement) - Grundfunktionen des Equipments
- Grundlagen des Auflegens
- Erweiterte Funktionen und Spielereien
- Ausprobieren und Spaß haben
Der avisierte Musikstil oder das Ziel bzw. die Intensität der musikalischen Karriere spielt keine Rolle.
Kontakt via Instagram oder E-Mail an info@geheimclub.de
Bestehende Initiativen
Es gibt bereits Initiativen, die FLINTA* Artists das Djing näher bringen, es aber hin und wieder an Raum, Technik und Möglichkeiten anderer Natur fehlt. Diversität in der Dj-Szene lässt sich schneller fördern, wenn nicht alle ihr eigenes Süppchen kochen, sondern Synergien geschaffen und genutzt werden. Wir haben Raum, Technik und viele andere Möglichkeiten, ihr vielleicht bereits Kontakt zu Wissbegierigen. Wir ziehen hier am gleichen Seil – es wäre praktisch, wenn wir dazu auf der gleichen Seite stehen würden.
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